Aktuelles zum Wiener Wohnbau-Modell

Kathrin Gaal, Vizebürgermeisterin und Amtsführende Stadträtin für Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen

Grund und Boden ist unvermehrbar und unverzichtbar. In urbanen Räumen wird er daher immer teurer und wertvoller und gilt heute zurecht als das Gold der Städte. Damit wird in Metropolen auf der ganzen Welt auch der Wohnraum für viele immer schwerer leistbar. Selbst die Mittelschicht wird an den Stadtrand und ins Umland gedrängt, weit weg von ihren Jobs und vom urbanen Leben. 

Die Gründe dafür sind vielfältig, aber ein wesentlicher Preistreiber ist bekannt: Investoren wollen mit Wohnraum möglichst viel Geld verdienen. Damit treiben sie den Preis für Bauland immer weiter und schneller in die Höhe. Und die öffentliche Hand lässt diese Geschäftemacherei auf Kosten der Wohnungssuchenden viel zu oft zu.

In Wien gehen wir hier bewusst einen anderen Weg und überlassen dieses knappe Gut nicht ungeschützt den Marktkräften. In Wien ist leistbares und lebenswertes Wohnen ein Grundrecht, das als entscheidender Faktor für sozialen Frieden, Zusammenhalt und Lebensqualität anerkannt ist. Daher hat Wien auch stets die Kontrolle über sein Wohneigentum behalten, auch in Zeiten, als andere Kommunen unter lautem öffentlichen Beifall privatisiert haben.

Insgesamt leben heute mehr als 60 Prozent der Wienerinnen und Wiener im geförderten Wohnbau, davon alleine fast eine halbe Million im Gemeindebau. Die Wiener Wohnbaupolitik hat eine preisdämpfende Wirkung auf den gesamten Wohnungsmarkt, ist die größte Förderung der Mittelschicht in der Stadt und ist ein Sicherheitsnetz nach unten und ein Sprungbrett nach oben. 

Allein der Wohnfonds Wien hält mehr als drei Millionen Quadratmeter, die für den geförderten Wohnbau reserviert sind. Aktuell sind in Wien rund 24.000 Wohnungen in Bau oder Planung, die insgesamt mit rund 900 Millionen Euro gefördert werden. Zusätzlich sind mehr als 4.000 Wohnungen im Gemeindebau Neu auf dem Weg. Und in der laufenden Legislaturperiode sollen weitere 1.500 neue Gemeindewohnungen auf den Weg gebracht werden.

Das Wiener Wohnbaumodell ist keine Selbstverständlichkeit, sondern das Ergebnis politischer Entscheidungen, die laufend getroffen werden müssen. Nur durch bewusste Politik wird die Fortsetzung des Wiener Modells garantiert, das beim Neubau wie bei der Sanierung Leistbarkeit und Lebensqualität, Nachhaltigkeit und Klimaschutz in den Mittelpunkt stellt – und nicht möglichst hohe Gewinne für Spekulanten. 

So hat Wien etwa einen Verkaufsstopp für städtische Kleingärten beschlossen, um die Nutzung dieser beliebten Grünoasen auch für kommende Generationen zu garantieren und um Spekulation zu verhindern. Und bereits 2018 hat die Stadt Wien in ihrer Bauordnung festgelegt, dass bei Neubauprojekten in Zukunft grundsätzlich zwei Drittel der Wohnungen gefördert sind und damit leistbar bleiben.

Mit all diesen Maßnahmen ist gewährleistet, dass das Wiener Wohnbau-Modell auch in der laufenden Legislaturperiode kräftig ausgebaut und erweitert wird.

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